Aus gegebenem Anlass ziehe ich dieses Gericht vom Juni 2013 nochmals hervor und kommentiere etwas dazu. In der Facebook-Kochgruppe „‚Kochen – Backen‘ und ‚Rezepte tauschen‘“ wird jede Woche aus einigen vorgeschlagenen, in der Woche zuvor veröffentlichten Rezepten das Rezept der Woche gewählt. Ich hatte letzte Woche dieses Gericht mit Riesenmehlwürmern gepostet und war über die Reaktion der Gruppenteilnehmer sehr überrascht. Natürlich gab es ablehnende, jedoch keine abwertende Äußerungen. Der Grundtenor war der, dass Geschmäcker eben verschieden sind und das, was mir schmeckt, nicht auch unbedingt anderen schmecken muss. Damit kann ich übereinstimmen. Überrascht hat mich die Einstellung eines der Administratoren der Kochgruppe, der sich in etwa so äußerte, dass „auch DAS Kochen sei – auch wenn es so eventuell meistens in anderen Ländern und Kulturen der Fall ist“. In gleicher Weise war auch mehrheitlich die Einstellung zu Gerichten mit Innereien. Besonders gefreut hat mich nun aber, dass dieses Rezept bei der Wahl zum Rezept der Woche nominiert wurde – auch wenn es unter drei Rezepten etwas abgeschlagen auf Rang Drei steht. Aber allein die Nominierung hat mich sehr gefreut.
—
Insekten sind eine schmackhafte Alternative für die üblichen Gerichte mit Tieren aus der industriellen Massentierhaltung wie Rind, Schwein, Huhn und Lamm. Die Europäische Union empfiehlt sie zur Erweiterung des gewöhnlichen Speiseplans und zur Behebung des Hungers in der ganzen Welt. Der Verzehr von Insekten durch Menschen wird als Entomophagie bei Menschen bezeichnet. Wenn man sich einmal dazu durchgerungen hat, ein Insektengericht zu kochen und somit seinen kulinarischen Horizont erweitert, wird man feststellen, dass Insekten richtig zubereitet sehr lecker sind. Frittiert stehlen sie übrigens als Snacks auf einer Party allem anderen wie Chips, Erdnüssen oder anderem völlig die Show.
Insekten zum Kochen bekommt man in jedem größeren Futtermittelgeschäft für Tiere. Einfach nach Lebendfutter für Reptilien fragen, dann hat man eine Auswahl an Mehlwürmern, Heuschrecken, Grillen oder Heimchen und eventuell noch anderen exotischen Arten. Die Insekten stammen aus Zuchtbetrieben, womit gewährleistet ist, dass diese Insekten auch zum Kochen und Essen geeignet sind. Vielleicht sollte man der Verkäuferin nicht sagen, dass man damit eine leckere Chinapfanne zubereiten will, ihr fällt sonst die Kinnlade herunter.
Zutaten (für 2 Personen):
- 80 g Südamerikanische Riesenmehlwürmer (Zophobas morio) (ca. 60–70 Stück)
- 1 Schalotte
- ½ süße Zwiebel
- 6 Knoblauchzehen
- 2 Lauchzwiebeln
- ¼ Wurzel
- ¼ Lauch
- 2 große Champignons
- 4 Chilischoten
- 1 kleines Stück frischer Ingwer
- 20–30 Blätter frisches Basilikum
- 2 TL dunkle Sojasauce
- 1 TL Fischsauce
- 150 ml Wasser
- Sesamöl
- 2 Tassen Basmatireis
Zubereitungszeit:
Vorbereitungszeit 30 Min. | Garzeit 20 Min.
Den Basmatireis zubereiten. Dazu zwei Tassen Basmatireis mit pro Tasse Reis drei Tassen Wasser – also insgesamt sechs Tassen – in einen kleinen Topf geben. Kräftig salzen und das Wasser zum Kochen bringen. Dann vom Herd nehmen und zugedeckt ca. 20 Minuten ziehen lassen.
Die Mehlwürmer in eine Schüssel mit Wasser geben und kurz waschen. Durch ein Küchensieb heraussieben und in einer Schüssel oder einem Gefrierbeutel für 15 Minuten in das Gefrierfach oder den Gefrierschrank geben. Es ist die humanste Methode, sie abzutöten, denn sie werden dadurch schockgefroren und können dann zubereitet werden.
Währenddessen die Zwiebeln, Lauchzwiebeln, Lauch, Wurzel, Knoblauchzehen und Ingwer schälen. Die Zwiebeln halbieren oder auch vierteln und in dünne Scheiben schneiden. Ebenfalls den Lauch in Scheiben schneiden. Die Lauchzwiebeln und die Chilischoten kleinschneiden. Wurzel und Ingwer in dünne, kurze Stifte schneiden. Die Knoblauchzehen mit einer Gabel zerdrücken und dabei etwas Salz hinzugeben, so dass man einen leichten Brei erhält. Die Champignons halbieren und in Streifen schneiden.
Sesamöl im Wok erhitzen und die abgetöteten Mehlwürmer darin für 4–5 Minuten pfannenrühren. Die Mehlwürmer machen zwar nach dem 15-minütigen Schockfrosten einen sehr toten Eindruck und bewegen sich nicht mehr. Wirft man sie aber in das heiße Sesamöl in den Wok, regen sich dennoch einige davon nochmals. Egal, einfach weiter anbruzzeln. Die Mehlwürmer sollen richtig knackig und kross angebraten werden. Herausnehmen und warmstellen. Noch etwas Sesamöl in den Wok geben und das Gemüse darin anbraten und pfannenrühren. Die Sojasauce hinzugeben. Dann die Fischsauce zum Salzen und Würzen. Mit etwas Wasser ablöschen. Salz und Pfeffer sind nicht notwendig, da die Saucen genügend Würze haben. Mehlwürmer wieder hinzugeben und erhitzen. Die Basilikumblätter im Ganzen hinzugeben und alles maximal noch 30 Sekunden garen.
Den Basmatireis in Schälchen anrichten, das Mehlwürmer-Gemüse-Gemisch darüber geben und ebenso von der leckeren Sauce.
4 Gedanken zu „Südamerikanische Riesenmehlwürmer asiatisch“
Klasse!
In welche Richtung geht denn das geschmacklich? Sieht gut aus… LG Petra
Richtung Sojasauce. Die Sauce habe ich aus dunkler Sojasauce, vietnamesischer Fischsauce und Wasser zubereitet. Die Fischsauce dient wie immer nur zum Salzen und zum aromatischen Würzen. Bei den Mehlwürmern musste ich erst probieren, ob sie essbar waren. Aber abgesehen von ihrem äußeren Chitinpanzer, bei dem man kräftig kauen muss, sind sie schmackhaft. Das Gericht war leider „nur“ gut, nicht herausragend! Vielleicht teste ich mal noch andere Insekten. Ach ja, die zweite Portion Mehlwürmer wandert die kommenden Tage in die Friteuse, um knackige Snacks zu produzieren. ;–)
Moin, Petra, mir ist jetzt erst vermutlich klar geworden, auf was Deine Frage abzielt: Wie die Mehlwürmer schmecken. Also, wie ich schon schrieb, kaut man erst mal auf dem äußeren Chitinpanzer herum. Geschmacklich sind sie schwer zu beschreiben. Es ist kein Muskelfleisch und auch kein Drüsengewebe wie die meisten Innereien. Es ist eher ein klein wenig mehlig und ein wenig nussartig. Aber man kann es gut kauen und essen. Ein Kollege aus Thailand schrieb mir, er esse sie dort auch, sie würden jedoch in Öl frittiert und zu einem kalten Bier gegessen. Dazu ist meine zweite Portion geplant, die noch lebend im Vorratsbehälter in meiner Küche lebt. ;–)